Dresdner Jugendmannschaft beim Länderpokal

Richard, Lennard, Leo und Arend mit Monsieur Boule (Andreas Endler)
Richard, Lennard, Leo und Arend mit Monsieur Boule (Andreas Endler)
Lange Zeit sah es nicht so aus, als ob wir zum Länderpokal 2014 mit einer eigenen Jugend anreisen können. Wir haben einfach keine jugendlichen Mitglieder im Verband. Nach einigen Gesprächen mit Heiko Plötz fragte ich dann in meiner Boule-AG am Semper Gymnasium in Dresden an, ob da denn einige Lust hätten mit zu kommen. Und trotz der Drohungen, ihr werdet jedes Spiel verlieren, ihr müsst den ganzen Tag spielen und ihr kommt am Sonntag erst spät in der Nacht an, kamen schnell vier Freiwillige zustande. Und so fuhren am Freitag nicht nur die altbekannten Gesichter gen Saarbrücken, sondern auch Leo (13), Arend, Lennard und Richard (alle 11). Und ich durfte als Betreuer auch mittun.

Ankommen, Zimmer beziehen, Essen machen, essen, schlafen gehen – so sah der Freitagabend aus. Gerüchten zufolge soll dann zwar noch bis spät in die Nacht am Handy gespielt worden sein, doch davon weiß ich ja nix. Um 4.30 gings dann zum Kaffeekochen, Eierbrutzeln und Eindecken in die Küche. 5.30 Wecken und gemeinsamer Frühsport. 6 Uhr Frühstück und um 7 Uhr gings mit dem Reisebus in die Halle. So langsam wurde es Zeit nervös zu werden. Wie werden die Kleinen sich schlagen? Muten wir ihnen nicht doch zuviel zu? Wird es gar peinlich? Zielstellung war: Funnies vermeiden, in ein- oder zwei Spielen mitspielen. Ansonsten einfach Atmosphäre schnuppern und lernen.

Im ersten Spiel wartet die Jugend aus Rheinland-Pfalz. Na, wenigstens nicht der schwerste Brocken. Vor den ersten Kugeln beibt mir dann irgendwann einfach die Luft weg. Der reinste Terror. Selber spielen ist jedenfalls einfacher. Aber schon die ersten zwei Aufnahmen sehen echt gut aus. Nach einigen Aufnahmen führen wir sogar 6:4. Dass es dann doch nicht reicht und wir 6:13 verlieren, ist in Ordnung. Wir haben gut mitgespielt und das Team funktioniert und hat Spaß!

Nach kurzer Pause geht es dann gegen Hessen – mit Luis Maecker ist da immerhin ein Kaderspieler mit dabei. Und groß sind die Jungs! Schnell steht es 2:7. Naja, immerhin keine Fanny. Doch dann beim Stande von 3:7 machen wir fünf (5!) Punkte. 8:7 für uns. Der Gegner ist plötzlich verunsichert, die Treffer kommen nicht so richtig und vor allem Arend legt super gut vor. über 8:9 kommen wir zum 10:12. Die Elf liegt bei uns und noch haben wir drei Kugeln auf der Hand. Die erste Kugel von Lennard bleibt zu kurz, mit der zweiten spielt er eine Kugel von uns auf Punkt und die gespielte Kugel bleibt einen Hauch zu kurz liegen. Und Leos letzte bleibt ebenfalls einen Hauch zu kurz. 12:12. Dann aber entschließen sich die Hessen doch noch Ernst zu machen. Mit einer starken Aufnahme gewinnen sie das Spiel mit 13:12. Trotzdem ein Super-Ergebnis – vor allem wenn man bedenkt, dass die Junioren aus Hessen später bestes Jugendteam werden mit 7:1 Siegen.

Das dritte Spiel gegen Bayern ist dann unser schwächstes am ganzen Wochenende. Vielleicht stimmen die Gerüchte mit den verzockten Abendstunden doch. Jedenfalls sind die vier nicht mehr wieder zu erkennen. Hängende Köpfe, müde Augen, kaum beim Spielgeschehen. Die Kugeln landen unmotiviert im Feld und wir haben so gut wie nie mal Punkt liegen. 1:13 geht das Ganze aus und ich bin froh, als es endlich vorbei ist. Immerhin richten wir uns in den letzten zwei Aufnahmen nochmal auf. Und jetzt haben wir ein Freilos. Alle Kiddies werden in den Bus abkommandiert zum Schlafen. Zeit für mich wieder mal Kopfscherzen ob der künftigen Spiele zu bekommen. Bleibt das Niveau jetzt auf der Bayern-Partie? Dann Gute Nacht. Die nächsten Gegner sind BaWü und NRW – also mit die stärksten Teams. O Weia, hoffentlich blamieren wir uns nicht doch noch.

Etwa eine halbe Stunde vor der Begegnung gegen BaWü gehts ans Wecken. Da wir zeitlich noch sehr gut liegen, wird es wahrscheinlich heute noch eine sechste Partie geben. Machen das die Junioren mit? Aber die Müdigkeit scheint verschwunden. Von einer verfrühten Abfahrt ins Naturfreunde-Haus wollen die vier nichts wissen. „Na klar spielen wir gegen NRW, wir schenken denen doch keinen Sieg“ werde ich gemaßregelt. War ja nur ein Vorschlag, stammel ich zurück, und freu mich über die neue Vitalität.

Das Spiele gegen BaWü geht zwar deutlich zu drei verloren. Aber es war eine gute Leistung. BaWü musste um jeden Punkt hart kämpfen und machte nur selten mehr als einen Punkt pro Aufnahme. Spielerisch war es wohl sogar bis dahin das Beste. Nur nicht immer leicht, den Spielern das auch klar zu machen. Doch obwohl es bis jetzt nur Niederlagen gab, sind unsere Spieler super drauf und wieder voll bei der Sache.

Und so geht es in die letzte Partie des Abends gegen NRW. Die Stimmung ist zwar gut, die Leistungen jedoch recht schwankend. Die des Gegners allerdings auch. Wie vorher auch haben die nämlich durchaus Probleme, gegen unsere Mannschaft ihre Leistung abzurufen. Am Ende gewinnt NRW zwar ungefährdet mit 13:6, aber wir haben mitgehalten und hatten einige sehr schöne Aufnahmen dabei.

Zwischendurch wurde immer wieder ausgewertet...
Zwischendurch wurde immer wieder ausgewertet...
Puh, damit ist es geschafft. Die Jungs stürmen gleich den Bus, um sich die besten Schlafpositionen zu sichern, während Leo und ich noch unsere Mädels gegen die BaWü-Frauen anfeuern. In einem Krimi schaffen sie einen knappen 13:12 Sieg. Während die Mädels noch ihr letztes Spiel gegen NRW nachsitzen müssen, fahren wir anderen schon mit dem Bus ins Naturfreunde-Haus. Essen kochen, essen, schlafen. Kennen wir das nicht irgendwo her?

Die PV Ost-Bilanz des ersten Tages: eine Begegnung gewonnen und insgesamt 8 Spiele gewonnen. Das ist ok. Morgen wartet mit Berlin ein wichtiger Gegner zu Beginn, wo wir unbedingt unseren zweiten Sieg einfahren wollen. Und auch die Jugend will da punkten.

Sonntagmorgen. Die Auslosung gibt der Jugend erstmal Pause. Die anderen Ost-Mannschaften spielen gegen Berlin, während wir auf eine freie Bahn warten müssen. Doch irgendwie ist keiner gut aufgestanden. Was wir von der Tribüne aus zu sehen bekommen, läßt nicht auf einen Sieg hoffen. Loch reiht sich an Loch und auch die Legekugeln finden die Sau nicht. Nachdem die Espoirs ihr Spiel schnell mit 1:13 verloren haben, dürfen wir zwischen unseren Mädels und den Senioren II auf die Bahn. Meine Befürchtung: Nach den anderen Spielen steht es 2:2 und das Jugendspiel entscheidet die Begegnung. Doch es fängt super für uns an. Spätestens die zweite Kugel liegt ander Sau und der Gegner locht. Zwar können wir dann keine Punkte nachlegen, aber nach sechs Aufnahmen steht es 6:0. Doch nach einem glücklichen Sauzieher dreht sich das Spiel. Vier Punkte für Berlin. Und plötzlich trifft Basti aus Berlin fast nach Belieben und wenige Aufnahmen später steht es 6:12. Wir spielen eigentlich immer noch gut, die anderen sind aber deutlich stärker geworden. Dann aber ein taktischer Fehler des Gegners: Bei 2:3 Kugeln auf der Hand entscheiden sie sich nochmals zu schießen. Ein Loch und die letzte Kugel wird verlegt. Der Punkt liegt bei uns und es liegt ein Schuß für 2. Kurze Besprechung und Leo schießt. Ein sattes Carreaux, der erste und einzige Eisentreffer von Leo. Drei Punkte liegen und ewig Platz zum Nachlegen – sichere 5 Punkte zum 11:12. Die nächste Aufnahme ist die stärkste des ganzen Wochenendes. Alle 6 Kugeln werden perfekt gespielt. Die erste gut auf Punkt. Mit der 2. wieder auf Punkt. Mit der Dritten gegnerischen Punkt geschossen. Die vierte auf Punkt (wird geschossen). Die fünfte auf Punkt (wird geschossen). Und die letzte wieder auf Punkt. Belohnung: 12:12! Wirklich eine Hammeraufnahme, weil wir jedesmal gegen die 13 spielen und alle Kugeln auf engen Raum bringen. Aber irgendwie haben wir in diese Aufnahme alle Energie gesteckt. In der letzten Aufnahme kommt keine Kugel und Berlin gewinnt (verdient) mit 13:12.

Da war die große Chance und irgendwie sind alle platt und enttäuscht. Die Köpfe und Schultern hängen, obwohl die Bande mit Abstand ihr bestes Spiel abgeliefert hat. Viel Zeit die Stimmung aufzuheitern bleibt leider nicht. Wir müssen sofort weiterspielen – gegen Niedersachsen. Hui, sind die groß! Na, das wird wohl schnell gehen. Doch der Anfang ist zäher, als sich das der Gegner wohl wünschen würde. Nach einigen Aufnahmen steht es 4:4. Dann aber eine starke Phase des Gegners und beim Stande von 4:10 hat der NiSa noch drei Kugeln und über 1,50 m Platz. Doch von den drei Kugeln kommt nur eine und es steht 4:12. Naja, dann wohl die nächste Aufnahme. Immerhin haben wir einige nette Groupies aus dem NRW-Jugendkader, die Ari und Co anfeuern. Vielleicht ist es die verpasste 13, die in den niedersächsischen Köpfen steckt, vielleicht aber auch die vermeintlich klare Angelegenheit. Jedenfalls locht NiSa auf eine Superkugel von Ari und verlegt dann Kugel auf Kugel. Erst mit der 5. holen sie Punkt. Der zweite große Auftritt von Leo: ein satter Raffel entsorgt die gegnerische Kugel. Die letze wird wieder verlegt und mit einer bewundernswerten Seelenruhe legen wir alle unsere Kugel hinterher. Mal wieder eine fünfer Aufnahme! 9:12. Und auch die nächste Aufnahme geht an uns. Wieder muss Leo schießen und wieder trifft sie. 10:12. Und auch bei der letzten Aufnahme schwächelt der Gegner. Als er leer ist, liegt unsere 11 und wir haben noch drei Kugeln. Doch es ist eng. Lennard spielt seine Kugel und sicher rollt sie auf Punkt. Von der Tribüne schallt Applaus herunter. Leo hat noch beide Kugeln. Die erste ist fix gespielt, rollt den richtigen Weg und bleibt einiges hinter der Sau liegen. Applaus von oben, aber Leo ist schon dabei ihre letzte zu spielen, als ich sie panisch stoppe, sie möge doch schauen, ob die Kugel Punkt hat. Also geht Leo zur Sau, guckt, guckt nochmal und zeigt zum Gegner drei Finger. Drei Punkte, das würde reichen. Der Gegner geht zur Sau, jetzt halte ich Spannung nicht mehr aus. Er guckt und schüttelt Leo die Hand. Yes! Gewonnen. Applaus und Jubel von der Tribüne. Und irgendwie kann keiner mehr so richtig weiterspielen. Also machen alle mit – die ganze Halle jubelt! Nirgendwo fliegt mehr eine Kugel, überall Applaus… Die Kleinen haben NiSa mit 13:12 geschlagen und haben ihren Sieg also doch noch geschafft.

Die nächsten Minuten bekomme ich nicht mehr mit. Wie in Trance laufe ich den Vieren hinterher. Es gibt Mittagessen, Kuchen, Gratulationen von allen Seiten und viel Lachen. Ist das vielleicht cool!

Wir haben eine längere Pause und schauen uns gemeinsam andere Spiele an. Nichts kann jetzt mehr die gute Stimmung stören. Irgendwann geht es gegen die Saarländer. Und wieder schaffen wir einen ausgeglichenen Start, weil die Gegner Loch um Loch schießen. Doch es gibt kein zweites Wunder. Nach einigem Kampf müssen wir uns 6:13 geschlagen geben. Fertig! Unsere Bilanz: 1 Sieg, keine Fanny, nur ein schlechtes Spiel und eine riesige Menge Spaß! Das lässt sich sehen. Bis zur Siegerehrung wird Fangen gespielt. Leider ist Ost dann doch Letzter geworden, aber das ist in der Euphorie über das gewonnene Spiel gegen NiSa gut zu verkraften.

Auf der Rückfahrt nach Dresden wird gesungen und gelacht (trotz des Colaverbots!) und schließlich auch geschlafen. Und um 2 Uhr Nachts sind wir endlich am Bahnhof Dresden-Neustadt angekommen.

„Und sag mal Mr. Boule, was ist da im September?“ Im September ist die Jugendmeisterschaft in Berlin und ich denke, dass der PV Ost da dann auch mal vertreten sein wird. Kandidaten haben wir jedenfalls.

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